Donnerstag, 6. November 2014

Facebooksüchtig?

Wir sieben Freiwilligen von meiner Organisation treffen uns oft zusammen. Wenn wir zusammen essen oder aus sind schauen wir oft auf unser facebook. Selten aber beschwert man sich, denn man versteht den anderen. Dass wir Freunde in unseren Heimatländern haben mit denen wir schreiben, ist klar, aber das ist nicht der einzige Grund.

Auch die Kollegen auf Arbeit sind stets auf facebook. Der Grund dafür ist mehr, dass ständig irgendjemand von der Organisation im Ausland ist. Dort finden internationale Meeting und Veranstaltungen statt, aber auch Trainings und Workshops, die sie selbst organisieren. Und wenn jemand im Ausland ist gibt es einige Pflichten zu erledigen. Es muss ein kleines Souvenir und eine Postkarte mitgebracht werden. Die werden dann an der Wand und an anderen Orten gesammelt. Und natürlich müssen auch die anderen auf dem Laufen gehalten werden durch Bilder und Pinnwandeinträge.
Das heißt auf facebook zu schauen heißt mehr zu prüfen wir es den anderen geht. Außerdem kommt noch dazu, dass man im Ausland auch neue Freunde kennenlernt mit denen man nur noch über facebook kommunizieren kann.

Am wichtigsten aber ist facebook  aber für die Arbeit selbst. CID nutzt die immense Nutzung der Seite, um Aktionen bekannt zu machen oder um die "Visibility" der Organisation zu erhöhen. Auch ich selbst nutze facebook, um meinen Deutsch-Sprachkurs zu koordinieren.

Aus all diesen Gründung hat facebook eine wesentlich größere Rolle in meinem Leben eingenommen und ich finde es nicht mal beschämend. Im Gegenteil, es is spannend, was man alles mit so einem sozialen Netzwerk machen kann.

Mittwoch, 5. November 2014

Ich hatte eine ereignisreiche Woche

12-20.Oktober.2014
Da bin ich wieder.
Ich habe lange nichts mehr geschrieben, weil ich nie die Zeit gefunden habe. Hier möchte ich von der ereignisreichen Woche berichten in der ich ein Konzert mit meiner Ukulele hatte und gleich danach nach Bulgarien gefahren bin.

Ich selbst wusste auch nicht viel davon bevor die Woche begonnen hat. Aber alles zum Anfang:
Ich habe endlich den Nachbar den ich kennengelernt habe, weil ich Ukulele auf dem Balkon gespielt habe und am Sonntag durfte ich mit ihm die Schule "11.Oktomvri" besichtigen. Sein Name ist Aleksandar. Das Jubiläumskonzert auf dem ich spielen sollte war zwar nicht genau am elften, aber es brauchte einiges an Vorbereitung, denn es war wirklich groß.
Die Schule ist sehr verziert. In jeder Ecke sind Produkte aus dem Kunstunterricht. Blumen und Bleistifte and der Wand, Handabdrücke, ein Brunnen, Fliesen, Kleine Zimmer mit traditioneller Einrichtung. Wie ein kleines Museum. Durch alles hat sich das Thema ethnische Diversität gezogen, denn in der Schule gibt es drei Hauptethnien: mazedonisch, serbisch und roma. Mit Stolz konnte mir er mir berichten, dass das alles sein Verdienst ist. Am Ende ging es jedoch in den Musikraum und die Kinder haben schon gewartet auf den Ausländer.

Mir wurde erzählt von einem Schulorchester und am Ende saß eine Gruppe kichernder Kinder mit bunten Blockflöten in der Hand vor mir. Kaum habe ich mich vorne hingesetzt hat Aleksandar mir versichert, dass eine von ihnen in mich verknallt ist.
Anfangs war es etwas komisch ihnen mein kleines, simples Lied allein vorzuspielen. Natürlich konnten sie nicht ruhig bleiben, aber das ist hier nicht zu ungewöhnlich. Bei dem Konzert, aber auch bei Kinovorstellungen und Theateraufführungen piept hier und da mal das Handy, oder es wird geschnattert an langwierigeren Stellen. Es kann auch sein, dass Leute einfach aufstehen und gehen.
Überrascht hat mich aber, dass sie danach wollten, dass ich es erneut spiele. Einfach, weil es ihnen gefallen hat. Manche haben sogar ihr mit Stickern bestücktes Handy gezückt und ein Video aufgenommen. Ausländer sind hier wirklich eine Seltenheit und wenn sie dann auch noch mit einer Minigitarre auftauchen, dann ist das Bild des exotischen Fremdling perfekt.
Dann haben sie mir ein mazedonisches Folkslied vorgespielt ("Geboren bin ich mit Seelenleid", oder so) und es wurde oft von der scharfen Stimme der Musiklehrerin unterbrochen, wenn ein Ton schief war. Ähnlich so ging es weiter die folgende Woche. Die Proben fanden 18:00 Uhr statt.


Das Schulsystem in Mazedonien funktioniert durch Schichten. Manche Kinder gehen morgens in die Schule, die anderen nachmittags. Und diese gehen nach Hause in der Dunkelheit, selbst die kleinen Erstklässler, es ist wirklich ein ungewohntes Bild. Nach zwei Wochen werden die Gruppen gewechselt. Und die Lehrer haben einiges an Arbeitsstunden. Die Musiklehrerin war besonders müde und gestresst in dieser Woche, denn sie hat die meisten Auftritte koordiniert und Klavier solo gespielt. Am Tag der Aufführung hat sie mir gleich bei der ersten Begegnung gestanden "I'm drunk". Ihr gutes Recht, wenn sie so gefordert ist, muss sie im richtigen Moment auch entspannt sein. Am diesem Tag war wirklich niemand gestresst. Alle waren gut gelaunt und froh, dass sie es bis dahin geschafft haben und alle wollten ein Bild mit mir machen. Außerdem war die gesamte Presse von Kumanovo mitsamt Kameras versammelt. Für diesen Tag habe ich mir wie ein Star gefühlt.


Am Dienstag wurde mir jedoch zu allem Überfluss angeboten kostenfrei nach Bulgarien in ein Dorf in der Nähe von Sofia zu reisen, um meine Organisation bei einem dreitägigen Meeting zu repräsentieren. Natürlich ein super Angebot, aber das heißt, dass ich direkt nach dem Konzert zum Busbahnhof gehen muss, um pünktlich am Morgen am Zielort anzukommen. Hab ich abgelehnt?
Wie dämlich wäre ich denn?
Also sage ich zu und mir werden ein paar Dokumente in die Hand gedrückt und kurz gefragt, ob ich alles verstanden habe. Bevor ich zurück zur Arbeit gehen will wird mir noch geraten: "And don't drink too much" - Das ist der Geist der youth worker


Der Bonus dabei war, dass ich das erste Mal überhaupt, keinen Schimmer habe, wo ich hingehe und was ich mache. Ich reise an einen Ort, dessen Namen ich nur auf irgendeinem Dokument stehen habe. Auch der Zweck und das Program des Meetings war mir fremd. Ich wurde geschickt mit der Aufgabe CID zu repräsentieren und zurückgekommen bin ich weitaus schlauer. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass es eine Art Dachorganisation, die den alten Aktionsplan prüft und einen neuen erstellt.
Die Atmosphäre war erstaunlich produktiv und locker zur gleichen Zeit. Manche hatten sogar ihren Laptop dabei und haben etwas gearbeitet oder auf facebook geschrieben. Hier eine Impression von unseren Methoden:


Und dann habe ich eine andere Freiwillige kennengelernt, die auch gerade mit ihrem Freiwilligendienst im Balkan begonnen hat.
Sie heißt Beata und ist aus Polen. Aus kollegialen Gründen poste ich hier ihren Blog: http://cackalice.wordpress.com/
Sie war wirklich sehr motiviert und aktiv, obwohl sie genau wie ich nichts über das Meeting wusste und sie hat mich an meine Anfangszeit erinnert. Gut war es auch, dass ich mit ihr nach dem Meeting Sofia erkunden konnte. Zum Glück war meine Rückfahrt flexibel, also habe ich natürlich genutzt, dass ich in Sofia bin, auch wenn dabei ein Arbeitstag futsch wurde. Wen interessiert's!

Ach, und hier der Song den ich auf Ukulele gespielt habe. Am Ende war mein Cover noch knuffiger und witziger als der ursprüngliche Track:

Montag, 3. November 2014

Zwei sehr unterschiedliche Wochen

22.September - 5.Oktober.2014
Hallo Leute!
Meine letzten zwei Wochen sind sehr unterschiedlich gelaufen. Aber generell ist alles auch sehr anders. Am Montagabend ist ein Wind gekommen und hat sich entschlossen den Sommer in südlichere Landschaften zu pusten. Direkt am Tag des offiziellen Herbstbeginns war Schluss mit Sommer und Sonnenschein und das hat auch gleich auf die Laune geschlagen. Zudem kam es, dass nicht nur das Wetter weggeblasen war, sondern auch die anderen Freiwilligen. Zwei von den anderen Freiwilligen mussten das Land verlassen, weil ihr dreimonatiges Touristenvisum nicht mehr gültig ist. Ich hoffe das gleiche passiert nicht mir. Die mazedonischen Botschaften im Ausland können sehr schnarchig sein.

Jedenfalls war der Plan mit der Sortierung meiner Projektideen zu beginnen und Materialien für den Deutschunterricht, den ich geben werde, zu sammeln, jedoch ist kaum etwas in der Richtung passiert. Erst diese Woche kam ich dazu. Die Woche davor hatten wir viel Besuch im Jugendzentrum und es waren nur der andere Freiwillige aus Frankreich, unsere Projektkoordinatorin und ich dort. Größtenteils waren es spontane Spiele, die wir gespielt haben wie Reise nach Jerusalem, Bowling mit Plastikflaschen, Fußball oder einfach freie Beschäftigung. Fußball wird auf der Straße gespielt, ist aber nicht wirklich mein Favorit, auch weil man alle 30 Sekunden ein Auto vorbeilassen muss, weil auf der Straße gespielt wird. Dabei war es noch relativ schwer mit den Kindern zu kommunizieren, aber sie hatten nicht viele Hemmungen mich z.B. zu kitzeln oder um meine Hilfe bei ihren Hausaufgaben zu bitten.
Hier eine Liste von Ausdrücken, die ich bereits kenne und daher oft benutze:
-Ich weiß nicht
-Ich verstehe nicht.
-Was ist das?
-Gut!
-Schön!
-Waruuum?!
-Friedlich!!!
-Lass es!
-Los!
-Guck!
-Gib!
Mit diesen Ausdrücken kommt man schon relativ weit im Kontakt mit den Kindern. Und auch mit Mazedoniern generell. Auch beim Einkaufen kann ich mich bereits gut navigieren, auch wenn mein "Ich will das!" in der Bäckerei etwas unhöflich wirken könnte. Ich denke, das zeigt so ziemlich wie meine Woche war. Mein Mittag ist jeden Tag etwas von der Bäckerei. Kifla, Burek oder ähnliches. Dabei bin ich nicht allein. Auch die Kinder gehen in den Pausen zu den fast food Läden, denn in den Schulen gibt es keine Mensa.

MultiКулти Jugendzentrum
Die Nachbarschaft des MultiКулти


Ich kann ja mal einen typischen Tag aufschreiben, auch wenn das etwas ausgenudelt ist:
9:30 Es weckt mich auf Toshe Proeski
11:15 Wir gehen zum Office von CID
11:?? Von da aus weiter zum MultiKulti
12:00 Wir bringen meistens noch etwas zu essen von der Bäckerei und beginnen dann den Tag
16:00 Multikulti schließt. Ich finde es schön wie der Gesang von der nahen Moschee unseren Feierabend einläutet. Ich weiß bis heute nicht, wo sie ist. Eine kunstvoll verschnörkelte, albanische Vibratomelodie erklingt von irgendwoher aus dumpfen Lautsprechern. Es ist fast in dem gesamten albanischen Viertel hörbar.
16:?? Irgendwann kommen wir wieder im Office an und reden oder lösen irgendwelche Probleme bezüglich unserer Wohnung. Die erste Woche hatten wir sogar eine Aufgabe: Die zahlreichen Postkarten vom CID abziehen und neu aufkleben. Lasst mich euch ein Bild zeigen:


Die Postkarten werden angebracht


 

Einer der Jobs von manchen in der Organisation ist es zu diversen Workshops, Workcamps, Trainings, Meetings oder anderen Anglizismen zu reisen. Da die Welt der NGOs stark vernetzt ist, finden diese Sachen international in unterschiedlichsten Ländern statt. Manchmal können sie uns Freiwillige sogar mitnehmen, wie das erste Wochenende in Prilep. Dort waren wir einen ein paar Stunden, aber es hat gereicht um die Stadt zu erkunden. Prilep liegt auf der anderen Seite von Mazedonien und ist dennoch innerhalb von zwei Stunden zu erreichen. Es hat mir noch mal gezeigt wie winzig Mazedonien doch ist, viel zu bieten hat es dennoch. Als wir die relativ Platte Ebene verlassen haben kamen wir in die zentrale bergige Region des Landes und es ist wirklich sehr schön und ursprünglich. Am meisten hat mich aber die Ruine eine mittelalterlichen Burg gleich neben der Autobahn begeistert. So eine richtige Autobahn ist es jedoch auch nicht. Es sind zwei Spuren und die haben vermutlich nie einen Stau gesehen. Prilep selbst ist eine wirklich süße Stadt. Das Zentrum inkulsive Einkaufsstraßennetz ist in etwa so groß wie der Marktplatz von Halle. Der Baustil ist von den osmanen übernommen. Die Wege sind klein und sehr vernetzt. Die Dächer sind niedrig und obwohl man mitten im Zentrum ist hat man das Gefühl in einem Dorf zu sein. Am meisten hat mir der Berg gefallen auf den man Ausblick von jeder Straße der Stadt hat.
Prilep mit Matthieu im Vordergrund und dem Berg im Hintergrund

Auf dem Rückweg bin ich nicht etwa zurück nach Kumanovo gefahen, sondern habe gleich die Möglichkeit genutzt gefahren zu werden und gebeten mich an einem Dorf nahe Skopje abzusetzen, um zum Weinfest zu kommen. Es war wirklich ein schönes Gefühl allein in diesem winzigen Dorf auf den Bus zu warten. Ich habe mich endlich frei und selbstbestimmt gefühlt. Der Bus selbst war auch sehr witzig. Er war fast genau so aufgebaut wie Londons Touribusse. Ich habe genossen im ersten Stock zu sitzen und zu sehen wie der Bus an jedem Stein anhält.

Beim Weinfest in Skopje habe ich einige Freiwillige aus Deutschland wiedergesehen, aber auch neue kennengelernt aus den USA. Peace Corp sendet jede Menge Freiwillige für mindestens 3 Jahre mit intensivem Sprachkurs und Gastfamilie in das Land. Außerdem habe ich mich mit ehemaligen EVS-Freiwilligen getroffen, die gerade in Skopje sind. Kennengelernt habe ich sie durch die facebook-Gruppe EVS-Couchsurfing und das war auch so ziemlich der praktische Nutzen dabei. Gegen Ende war es dort sehr eskalativ und die Mazedonier haben uns sogar einen traditionellen Tanz beigebracht.
Dabei ist man im Kreis und fässt sich an den Händen. Schritt nach rechts, tipp links, tipp rechtes und wieder ein Schritt nach rechts. Sehr simpel und schnell gelernt. Eigentlich wird es auf Hochzeiten getanzt, aber als wir den Kreis begonnen haben, waren andere Leute nicht scheu dazuzukommen und so haben wir internationalen Freiwilligen mit den Mazedoniern zu mazedonischer Volksmusik gemeinsam getanzt.
-Die wahre Austauscherfahrung!

Die nächste Woche habe ich ein bisschen meine Motivation verloren. Es war alles ein wenig eintönig geworden. Der Anfangsschub ist vorbei und langsam breitete sich Alltag aus. Ich habe es geschafft meine Projektideen zu sortieren und etwas an Materialien zu suchen für den Unterricht, aber wirklich produktiv war ich nicht.
Diese Woche kam eine neue Freiwillige aus Rumänien, ursprünglich aus Moldavien. Das hat nochmal einen neuen Anstoß gegeben und bald haben wir wieder fast jeden Abend etwas zusammen gemacht. Die meiste Zeit haben wir gemeinsam traditionelle Gerichte aus unseren Heimaten gekocht und verschiedene Leute eingeladen. Am Tag der Deutschen Einheit gab es wieder Rotkraut, aber diesmal wusste ich wie es geht. Außerdem gab es gebratenen Kürbis, Burek, karibisches Hühnchen mit Ananas...

Am Samstag gab es noch eine Besonderheit für mich: Der Foto Kino Club Kumanovo organisiert einen kostenlosen Fotokurs und ich habe die Gelegenheit genutzt, um Leute kennenzulernen und ein wenig über Fotographieren zu lernen (so viel verstehe ich dann noch nicht). Es war nett von dem Organisator mir am Ende noch alles zu übersetzen und mir sogar noch die Lokalitäten vorzustellen.
Am Sonntag hatte ich vor erneut zu versuchen raus aus der Stadt zu kommen, bin aber wieder gescheitert. Die neue Freiwillige hatte auch das Interesse neue Orte zu erkunden. Letztenendes sind wir gemeinsam zu der Statue am Stadtrand gelaufen und haben einen etwas heruntergekommenen Stadtpark gefunden.

Außerdem habe ich einen tumblr-blog erstellt. Das Thema ist der Reichtum an Sprachen und die Vielfalt die er mit sich bringt. Check it out! lookingfortheword.tumblr.com

Inzwischen fühle ich mich sehr wohl in meiner neuer Heimat. Mein Zimmer fühlt sich auch an wie mein Zimmer und ich muss jedesmal lächeln, wenn ich die mazedonische Flagge sehe.

Montag, 22. September 2014

Orientierung

Hallo Leute!
Diese Woche war meine Orientationswoche. Das heißt keine Arbeit, nur rumlaufen und die Stadt kennenlernen. Ich bekam beim Monday Meeting einen Zettel mit Aufgaben wie "find the church" oder "send a letter in the post office" und ich habe angefangen Leute zu fragen ob sie Englisch sprechen, das habe ich aber bald gelassen und einfach auf mazedonisch gefragt "Kade e Posta?". Leider habe ich die Antworten selten verstanden und bin einfach nur dahin gegangen wo sie hingezeigt hatten. Das ist jedoch leider darin geendet, dass ich immer wieder daran vorbeigelaufen bin. Trotz allem habe ich es schon geschafft mit meinem Sprachführer-Mazedonisch einfachen small talk mit den Menschen, die mich zu den gesuchten Orten gebracht haben, zu haben und Armbänder in der Kirche zu kaufen. Inzwischen kann ich mich auch durch die Innenstadt navigieren und finde das Wichtigste. Ab und an gehe ich auch auf eigene Faust los um etwas zu erkunden. Einmal habe ich sogar versucht die Stadt durch einen langen Steinweg zu verlassen, doch als mir ein Hund bellend entgegengekommen ist bin ich doch lieber wieder zurückgegangen. Ich hatte das Bedürfnis nach etwas mehr Natur, denn die Parks sind relativ kahl und sehr vermüllt. Besonders der Fluss Kumanovska ist nicht gerade ein schöner Anblick, dennoch treffen sich dort alle Päärchen für einen romantischen Abend zu zweit.

Nachts jedoch ist es etwas unheimlich in dunklen Wegen langzulaufen, weil hinter jeder zweiten Ecke ein Päärchen ist und rumknutscht. Mein Mitbewohner hat mich sogar an einen Park geführt, wo die Leute, die aus einer nahegelegenen Bar kommen, hingehen um dort Sex zu haben.

Wenn ich nicht grade rumlaufe, rede ich mit meinen Mitbewohnern, gehe aus oder spiele Ukulele auf dem Balkon. Unsere Wohnung hat sogar eine spezielle Lage. Es ist ein Haus in einer Art Innenhof von einem Block. Das heißt alle Balkons des gegenüberlegenden Wohnhauses schauen auf unseren Balkon. So entstehen auch mal Gespräche mit Nachbarn. Der eine ist Kunstlehrer und nachdem wir lange über Musik, Geschichte und Kultur geredet hatten hat mich eingeladen beim Jubiläumskonzert seiner Schule zu spielen. Was daraus wird, weiß ich noch nicht, denn er war schon etwas angetrunken. Unter uns lebt eine Familie. Bisher dort sehen konnte ich zwei kleine Kinder, eine Frau und eine Power-Omi, die an einem Tag für den Winter Holz gehackt hat.

Fresskalation

Am Freitag und Samstag bin ich leider krank gewesen, doch das hat mich nicht von meinem Vorhaben abgehalten für meine volunteer coordinators ein Dinner zu zaubern. Es gab Rotkraut, Kartoffelbrei und Sojasteaks. Leider sah es zwischenzeitlich aus als würde alles in die Hose gehen. Ich konnte kaum eines der Zutaten finden. Das Rotkraut gibt es nicht vorgefertigt im Glas und Eisbergsalat (ursprünglih als Vorspeise gedacht) kann man zu dieser Jahreszeit hier nicht kaufen. Da ich das Rotkraut selbst schneiden und durchkochen musste und wir nur zwei Pfannen zur Verfügung haben, hat es schon seine Zeit gedauert. Aber als das Essen dann auf dem Tisch war haben sich doch alle gefreut und es hat ihnen geschmeckt, auch wenn sie mich komisch angeguckt haben als ich einen Apfel in das Rotkraut geschnippelt hatte.

Hier nochmal alle, wie sie die Merkel-Raute machen v.l.n.r. Ane (project coordinator), Ich, Helga (ehemaliger volunteer coordinator), Matthieu (mein französischer Mitbewohner), Kate (ehemaliger volunteer coordinator)

Und Helga war sogar so lieb uns ihren frischen, hausgemachten Ajvar mitzubringen. Ajvar ist eine regionale Spezialität und wird in einem langwierigen und anstrengenden Prozess aus Paprika und Auberginen hergestellt. Ihr war es sehr wichtig mir ihre Blasen vom Rühren zu zeigen. Zu dieser Jahreszeit machen alle in Mazedonien Ajvar, um die Paprika für den Winter zu konservieren. Wenn man durch die Straßen geht sieht man überall die Kochplatten und die hängenden Paprika und man riecht die Öfen und die kochenden Paprika, es ist wundervoll.

Diese Woche werde ich anfangen an meinen Ideen für Projekte und den Deutschkurs, den ich bald hier anbieten werde, zu basteln.

Mittwoch, 17. September 2014

Liste von Kulturschocks

  • Keine Hemmungen mit Fremden zu reden
  • Eskalation ueberall
  • Nutzlose Ampeln
  • Nutzlose Zebrastreifen
  • Volksmusik im 7/8 Takt
  • Ueberall Volksmusik
  • Kein Filterkaffe
  • Fruchtverkaeufer an der Strasse mit Analogwaagen
  • Strassennamen sind nicht ersichtlich
  • Schweinischer Humor
  • Jeden Abend ausgehen
Natuerlich sind das keine wirklichen Schocks und nicht schlecht, denn an alles kann man sich schnell gewoehnen.

Dienstag, 16. September 2014

Auf in fremde Länder

Also.
Nach viel hin und her und Stress wegen des Visums bin ich nun doch in meiner neuen Heimat gelandet. Die lange Busfahrt war nie langweilig, weil viele mit uns auch auf Deutsch geredet haben und wissen wollten was wir in Mazedonien machen. (wir waren die enzigen Nicht-Mazdonier) Generell gibt es hier keine große Hemmung mit Fremden zu reden, wenn denn jemand fremd ist, denn in meiner neuen Heimat Kumanovo kennt jeder jeden.


Die Grüße und Fotos hängen schon

Ich lebe hier mit zwei anderen Freiwilligen zusammen in einer wundervollen Wohnung. Einer ist aus Frankreich und bleibt auch für ein Jahr. Der andere aus Rumänien hat erst vor zwei Monaten begonnen Englisch und Mazedonisch zu lernen. Meistens spricht er eine Mischung aus beidem, also ist das Zusammenleben etwas abenteuerlich.

Gleich am ersten Tag wurde ich auf ein Konzert eingeladen mit traditioneller Musik, um danach mit Mazedoniern über deutschen Geschichtsunterricht zu diskutieren. Überrascht war ich gleich am ersten Tag wie lebendig und schön Kumanovo ist.


Toshe Proeski, Popsänger

Und gleich am ersten Wochenende sind wir zu viert (eine Türkin, der Franzose und ein Mazedoner) in Skopje gewesen. Skopje ist leider nicht so lebendig. Es ist sehr weiträumig und es gibt wenig Menschen auf der Straße. Betragen tut dazu auch, dass vieles noch gebaut wird, um die Stadt touristisch attraktiver zu machen. Interessant ist die Mischung aus antiken Säulen und Fensterwänden. Neu sind auch viele Monumente, die es hier zu Massen gibt. Das führt dann dazu, dass auf den Brücken weitaus mehr Menschen aus Stein als aus Mensch stehen (z.B. der Sänger Toshe, den jeder Mazedonier liebt und auf dem Handy hat).

Gegessen haben wir im türkischen Viertel, in dem uns unsere türkische Kollegin dolmetschern konnte. Mazedonische Sprache, Küche und Kultur hat auch einige Einflüsse aus der Türkei erlebt und nach der ca. 500 jährigen Obrigkeit des Osmanischen Reiches sind die türkischen Viertel in großen Teilen des Balkan geblieben.

Vor mir steht nun die "Orientationswoche". Ich werde die Stadt erkunden und die Arbeit besser kennenlernen.